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16. Juni 2023 - 26. August 2023

Malerei und Zeichnung
MICHAEL KLOSE, ganz Maler, ist der Strahlkraft von Farben verfallen. Farbe ist seine Heimsuchung, Freude und Qual.
Mit sinnlicher Lust und Kraft lässt er seine Motive aus den Farbräumen wachsen. Sie leuchten dem Betrachter quasi entgegen als eine besondere Form von Lebensbejahung und Naturverbundenheit.
Er sucht die Stille und findet die Pause – im Farbrausch, wobei er ganz seinem Sehen und Einfühlen vertraut. Mit Entdeckerlust und scharfer Beobachtung hat er seine Motive gefunden, die er in zahllosen Variationen entwickelte.
Das Erlebnis des Sonnenlichts, die Beobachtung und Wiedergabe von Lichtreflexen zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten, die Farbigkeit von Schatten nehmen ihn ganz gefangen.
Ein ästhetisches Erlebnis, eine extrem sensibel nuancierte Momentaufnahme von Raum und Zeit, keineswegs detailbesessen, mit einem Blick für das zusammenhängende Ganze sind die Kennzeichen seiner Arbeitsweise. Farbe verselbständigt sich mitunter. Dann ist das Motiv nur noch der Anlass, dem farbigen Licht zu folgen.
Immer mehr steigert er die malerische Wiedergabe zu raffinierten optischen Sensationen, als Hinweis auf die dahinterliegende, nie ganz zu erfassende Wirklichkeit visueller Wahrnehmung und das frei und souverän.
1893 schrieb Monet an einen Freund:
„Ich kann nur wiederholen, je älter ich werde, desto schwieriger wird es mir, das wiederzugeben, was sich empfinde; und ich sage mir:
wer sagt, er habe ein Bild vollendet, ist schrecklich dünkelhaft.
Vollenden – das will sagen: vollständig, vollkommen; und ich arbeite mit aller Macht, suchend, tastend.“
Genauso ergeht es MICHAEL KLOSE – das Malen ist ein stetes Werden, eine Poesie durch die Harmonie von Farben der wahren Natur.
MICHAEL KLOSE ist bekennender Romantiker. Man spürt eine stille Andacht angesichts der Bilder des Malers, der mit der Erde verwurzelt ist und doch seine Sehnsucht in den Himmel treiben lässt.
Der Wald ist sein ältestes Motiv. Täglich fuhr er durch die Dresdner Heide über das Blaue Wunder in sein Architekturbüro. So ist er mit dem Wald und der Brücke eng verbunden.
MICHAEL KLOSE handhabt die Farbe so, dass der Bildgegenstand aus dem Bildgrund wie durch eine Nebelwand hindurchscheint. Es ist ein Zustand des noch nicht und nicht mehr, den Klose beschreibt, der die Phantasie des Betrachters ins Unendliche schweifen lässt. Berauscht von der Naturbetrachtung, entdeckte er für sich die Pleinair-Malerei neu. Mit Malkoffer und Staffelei ausgestattet, setzte er sich der Natur aus.
Der einzige Unterschied zu den Romantikern besteht darin, dass er sich nicht beschwerliche Fußmärsche auferlegt, sondern in die Nähe des Wunschortes auf einen Parkplatz fährt. Hinzu kommt die Farbe Grün, die die natürliche Welt symbolisiert, das Leben, die Hoffnung und die Erneuerung.
Er bezeichnete sich mir gegenüber auch als Wiederholungsmaler, der davon überzeugt ist, dass mit der Wiederholung eine künstlerische Steigerung verbunden ist. Er ist fasziniert von den atmosphärischen Stimmungen, dem Licht, den wechselnden Witterungsbedingungen und der Wiedergabe dieses intensiven Augenblicks einer vollkommenen sinnlichen Verschmelzung mit dem Gesehenen.
Es ist als Betrachter ein Genuss, dem Pinselstrich zu folgen, der sich nicht an naturalistischen Details festhält, sondern der Gesamtheit Ausdruck verleiht.
Es ist nicht zu leugnen, dass sich MICHAEL KLOSE intensiv mit dem Schaffen von Monet beschäftigt hat. Er weilte auch in Giverny, in dessen berühmten Garten. Aber darüber hinaus war er dreimal im Urlaub auf einem Hausboot an der Müritz und malte und zeichnete Seerosen, das Wasser. Seit 3,5 Jahren gehört zum Haushalt KLOSE ein weißer Pudel. Am Ortsrand von Arnsdorf, wo die Familie lebt, befindet sich ein Teich, in dem üppig Seerosen blühen. Täglich führt er gerne die Hündin an diesen Teich und beobachtet und freut sich immer wieder neu darauf, das Gesehene auf die Leinwände zu bannen.
Es sind bereits über 30 Ölgemälde entstanden.
MICHAEL KLOSE lässt sich berühren von entdeckten, ja erlebten Formen, die so anders daherkommen im Ausschnitt als der traditionelle Blick es erlaubt und zeigt auf originäre Weise ein verinnerlichtes Naturerlebnis.
Karin Weber
Information
Eröffnung: 15.6.2023, um 19:30 Uhr
Dauer: 16.6. – 26.8.2023
Sonderveranstaltung
29.6.2023 – Künstlergespräch mit ELKE HEBER und MICHAEL KLOSE
Im Kabinett
ELKE HEBER „el gato come el pollo“ (deut. Übers.: „Die Katze frißt das Huhn“)
Eine kontemplative Kraft ist den Werken von ELKE HEBER eigen, die Tiere vergegenwärtigen und Pflanzen.
Farben, ganz viele Farben, zwischen Schwarz und Weiß, nehmen den Betrachter für sich ein und lassen ihn erleichtert aufatmen und durchatmen.
Kunst hilft leben, das weiß ELKE HEBER aus eigener Erfahrung. Kunst gibt Kraft. Die Malerei ist ihr paradiesisches Eiland, in dem sie sein darf, wie sie fühlt.
Sie weiß um die Zerbrechlichkeit von Träumen, um des Lebens wunderliche Launen. Ihre Kunst ist eine Harmonie in Parallele zur Natur. Sie tanzt mit dem Pinsel und den Kreidestiften, spontan und intuitiv über die Leinwand und die Papiere, sie lässt sich treiben, ohne getrieben zu sein, sie lauscht in sich hinein und greift zur Farbe, die gefühlt ist und nicht konstruiert.
ELKE HEBER ist eine leidenschaftliche Frau, die die Welt zu umarmen scheint, die von einer unbestimmbaren Sehnsucht getrieben wird, in fremdartige Welten und Kulturen einzutauchen. Sie folgt ihrem Fernweh. Bereiste Asien und Afrika. Sie liebt Geschichten und erzählt Geschichten von Begegnungen, Erfahrungen, Empfindungen, von Tieren, von der ursprünglichen Natur, von Heimat und von dem Zusammenhang zwischen Mensch und Natur.
„Wie kann man die Schönheit eines Tieres besser beschreiben, als mit einer Farbe – Weiß? Weiß steht für Klarheit, Reinheit, Unbuntheit. Und die Weisheit? Da waren die weißen Gänse von Schmadebeck, Marianne und Michael. Im stolzen Alter von 18 Jahren haben sie das weise Greisenalter längst erreicht. Gänse und Kraniche, Tiere des Jahres 2019/2020 und nun die Weissheit des Zebras? Die weiß schwarzen Linien des Zebras, makellos, nahezu perfekte animalische Streifen in 3D angelegt an einem Tierkörper. Eine Laune der Natur? Der Schein trügt. Es geht um das blanke Überleben, da in der Serengeti. Streifen zur Tarnung vor Löwen und Hyänen. Doch das Tier des Jahres 2021/2022 wird das Gnu. „Wildbeest“ im Englischen genannt. Das Gnu sichert den Zebras das Überleben in der Savanne. Es tritt vor, um sich zuerst fressen zu lassen. Es opfert sich für das Zebra. Das Gnu ist nicht wild, sondern lebt mit den Zebras in einer Symbiose, steht in der Reihe hinter den Zebras. Man sagt, das Gnu sei hässlich, blind, unscheinbar? Ich entdeckte das Weißbartgnu Tansanias als ein weises Tier mit weißem Bart. Es ist für mich so wertvoll, dass ich es in Gold bette.“ (ELKE HEBER)
Die Farbe Weiß ist ein Symbol für Reinheit, Unschuld, Unsterblichkeit und Unendlichkeit, für Freude und Frieden, aber auch Trauer und Stille. Sie ist eine religiöse und königliche Farbe, eine die durch das Gemisch von Einzelfarben entsteht. In Afrika hat die Farbe eine herausragende Symbolik. Sie dient als Körperbemalung dazu, in Kontakt mit den jenseitigen Geistern zu kommen. Einst symbolisierte diese Farbe auch geistige Größe und verwies auf besondere innere Werte. Weiß und Schwarz, die Gegenpole entsprechen unserer dualistischen Denkweise: Gut und Böse, Tag und Nacht, Leben und Tod, Gott und Teufel.
Gold symbolisiert Sonne, Licht, Beständigkeit, Weisheit, Kostbarkeit, Göttlichkeit und Liebe. All das verbindet sich im Bildkosmos von ELKE HEBER, mit dem sie auf die majestätische Kraft der Tiere verweist oder auch auf den Tod einer Freundin oder auf die unendliche Stille im Lockdown.
Es gibt Landschaften, die man niemals vorher bereist hat und die sich dennoch wie die Erfüllung eines ewigen Versprechens offenbaren, wenn man sich ihnen aussetzt. Es kann sich dann mitunter das Gefühl einstellen, endlich angekommen zu sein, das ganze Leben gewartet zu haben auf diesen Augenblick, da sich Nähe in der Ferne einstellt, ungeahnt, ungewollt und doch sehr heftig, was verwirrend und zugleich beglückend ist. Hier in diesem fremden Land kann man zur Ruhe kommen und sich mit Zerbrochenem bereden, den angelernten Panzer ablegen, sich selbst in einem anderen Licht betrachten. Endlich im Schauen zu sehen ist ein wunderbares Ereignis, vielleicht mit dem Goethesatz vergleichbar: „hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“. Im Schauen zu sehen, das gelang ELKE HEBER im August 2021 in Tansania, in der Serengeti.
Man spürt auf den Arbeiten die sengende Sonne, Atmosphärisches ist sinnlich erfahrbar. ELKE HEBER hat die Tiere in der Serengeti in ihrem natürlichen Lebensraum hautnah erlebt. Das war ergreifend, berührend und einprägsam.
Oft nimmt ELKE HEBER, versteckt, Bezug auf ihre heimatliche Verortung, da tauchen beispielsweise ornamental am Bildrand zart verwandelt, Perlhühner auf. Oder sie nimmt Bezug auf die Gegenwart in Metaphern, wie 2003 zum Irak-Krieg: Auf dem Feld des Lebens – Schatten von Schütze und Camel unter Blütenfall.
Das Kamel war das erste Tier, dem sie sich zuwandte und der Bogenschütze stellt auch wieder einen Bezug zu Dresden her, oder es tauchen fremdartige Schriftzeichen auf, oder sie zelebriert expressiv ein Tier mit besondere Dynamik – das blaue Gnu vor den Zebras – eine Verwandlung, eine Umkehrung, eine Huldigung.
Karin Weber