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21. April 2023 - 10. Juni 2023
Malerei, Zeichnung, künstlerische Druckgrafik
ANGELA HAMPEL, die ihre mit Pinsel und sibirischer Kreide bestückte Hand den Schwestern im Geiste aus antiker Mythologie und christlicher Ikonografie nicht verwehrte, erhob sich immer mit sinnlichen Sinn-Bildern über die Knechtung des Geistes, über Demütigungen und Einengungen hinweg und schritt mutig aus, nicht nur auf den Leinwänden und Papieren, mit dem Wissen und der Gewissheit, Menschen, die von Blindheit geschlagen sind, durch ihre Bilder die Augen für das Hier und Heute zu öffnen. Stolpersteinen schenkte sie keinerlei Beachtung, die man ihr mutwillig in den Weg legte.
In der Kunst lenkte und leitete sie ihre Personnage und wurde eins mit ihr, beredete sich mit ihr und legte den roten Faden. Kraftvoll lässt ANGELA HAMPEL „Unverzagt“ die zeichnerische Linie über die Leinwände und Papiere wandern, um Naturgöttinnen zu entwerfen, die sich selbstbewusst mit Raben, Mäusen, Ratten, Schlangen, Fischen, Löwen, Leoparden und anderem Katzengetier in zärtlicher Hingabe umgeben. Es sind Metaphern für ein selbst bestimmtes Leben, es sind Gleichnisse für die archaische Verschmelzung des Weiblichen mit der Natur. Verstrickt in die mythischen Dimensionen der Vereinigung von Tier und Mensch, entwirft ANGELA HAMPEL ein Bild von weiblichen Wesen, die sich den festen Strukturen des Patriachats widersetzen und träumend über Glück und Unglück richten. Die Künstlerin hat Vertrauen in die Kraft ihrer Bilder und stellt mitten in die trügerische Flut von Informationen, der wir tagtäglich ausgesetzt sind, ihre Arbeiten, um zum Nachdenken anzuregen. Sie selbst denkt über Beziehungen, Handlungsweisen, Zustände, die bedrohen und beglücken, über anachronistisch anmutende Rollenzuweisungen der Frau nach.
Mit Linien und Farben mischt sie sich in brisante gesellschaftliche Debatten ein. Das tradierte Rollenverständnis von Mann und Frau stellt sie in Frage, der gewollten weiblichen Unterwürfigkeit begegnet sie mit kraftvollen Frauen, die ihr aus der antiken Mythologie und christlichen Ikonografie entgegenlächeln, die sie auf ihren Bildträgern zu neuem Leben erweckt und in die Gegenwart schreiten lässt. Sie ist ihren Idealen treu geblieben, ihrer Vision von einem Zusammenleben, in dem sich Mann und Frau auf Augenhöhe begegnen, sich gegenseitig achten und bereit sind, solidarisch zu sein, mit Demut vor dem Leben.
In alten Mythen, Legenden und in Märchen fand sie Gleichgesinnte. Und somit ist metaphorische Bildsprache vieldeutig lesbar. Sie wischt den Nebel fort, der uns von den Walküren, Pentesilea, Medusa und den Amazonen, Diana, Europa, der Heiligen Elisabeth, der Mittagsfrau, der slawischen Tötin, die zwischen Leben und Tod richtet und von Rapunzel trennt. Die Künstlerin erhellt das Grauen, die Not, die Kraft und die Liebe. Das Räderwerk der Geschichte löst Geschichten aus, die den Fluss der sibirischen Kreide auf den Papieren und Leinwänden und die Farbpalette vorgeben.
Die Stimmen ihrer Schwestern im Geiste werden gegenwärtig lauter, wo so viel auf dem Spiel steht, was „Frau“ doch dachte, für immer erreicht zu haben. Konservative, restauratorische Schatten wachsen über der Erde, vernebeln den Blick der Mehrheit und die Bilder werden ernster. ANGELA HAMPEL glaubt an die Macht von figurativen Bildern, die zu Bekenntnissen drängen. Sie glaubt an die Poesie der Formen und des Denkens, die die uns allen gemeinsame Vorstellungskraft erweitert. Und sie baut immer wieder Archen.
Sie malt und zeichnet die Gewissheit einer Schönheit und natürlichen Harmonie, die immer wieder verleugnet wird, einer Schönheit im Innern, während draußen der Sinn für sie längst erloschen scheint.
Ihre Empathie entspricht dem Leitspruch der Aufklärung: “Katharsis durch Kunst!… der Mensch wird besser durch Kunst.” Sie ist eine Künstlerin, die Zeit ins eigene Maß übersetzt, in ein transparentes Gewebe, in dem jeder zum Zeitgenossen wird. Zum Raum wird die Zeit mit der Einsicht um die Vergänglichkeit.
Somit rafft ihre Bildsprache Wirklichkeit. Sie will nicht zulassen, dass Menschlichkeit, Güte, Geistes- wie Herzensbildung und Zivilisiert-Sein zu einem Trugbild in der verhängnisvollen, unwägbaren Geschichte werden.
Karin Weber
Information
Eröffnung: 20.04.2023, um 19:30 Uhr
Dauer: 21.04. – 10.06.2023
Sonderveranstaltungen
Donnerstag, 11.05.2023 – ab 19:30 Uhr, Künstlergespräch mit ANGELA HAMPEL
Freitag, 09.06.2023 – ab 19:30 Uhr, Finisage mit Lesung “WechselHäcksel” zwischen Rosa Domascyna & Michael Wüstenfeld