Biografisches
Werdegang
- 1954 in Halle geboren
- in Dresden und Magdeburg aufgewachsen
- Studium Musiktheater/Gesang in Weimar, Examen 1976
- bis 1999 Engagement als Sopranistin im Opernchor der Semperoper
- seit 2003 wendet sie sich gezielt der Encaustic-Malerei zu, einer Malart, die älter ist als die Ölmalerei (Es wird mit erwärmten Bienenwachsfarben gearbeitet.)
Einzelausstellungen
- 2022 Schellerhau, “Botanischer Garten”
- 2012 Bayreuth, Galerie I-Kuh
- 2011 Dresden, Kabinett-Ausstellung Galerie MITTE
- 2009 Bayreuth, Kanzlei Specht & Partner
- 2008 Elbersdorf, Belvedere “Schöne Höhe”
- 2007 Bayreuth Klinikum
Ausstellungsbeteiligungen
- seit 2008 in der Galerie MITTE Dresden zu sehen
- zuletzt: 22.07.bis 10.09.2022.“Im Reich der Flora”
„Gärten der Phantasie“
EVELINE JAHN inszeniert, durchlichtet von ihrer Phantasie, Farben so kostbar wie Pretiosen und lässt die Zeit dahinfließen. Es passiert viel auf den Bildträgern, ob auf Glas oder Papier. Die Künstlerin hebt, geradezu im Vorübergehen, Schätze, die sie nicht gesucht hat, sondern findet und sie nimmt sich die Freiheit der Improvisation in der Abgeschiedenheit ihres Ateliers, nach eigenem Regelwerk, die Regie zu führen, Farben wachsen und sich entfalten zu lassen in ihren wundersamen Gärten der Phantasie. Sie hört das Flüstern und Knistern der Farben und sieht die charaktervollen Spuren von Zeit, die sie selbst prägten in Himmeln, am Fluss, in Vegetabilem, auf der schönen Höhe, in Turbulenzen. Der Zufall steht ihr beiseite und wird als intelligenter Glücksbringer akzeptiert. Es ist eine lange Reise, auf die sie sich begibt, die ein ganzes Leben auf bunten, nebeligen, fröhlichen, traurigen Wegen spiegelt, im Durchstreifen einer geheimnisvollen farbigen Welt, mal länger, mal kürzer, voller Stimmungen, glücklicher und trauriger Momente, Erfahrungen…
Intuitiv wie kraftvoll folgt sie ihren Eingebungen, mitunter sensibel filigran oder auch stürmisch expressiv. Sie erzählt ihre Geschichte und unser aller Geschichte von Begegnungen, von unseren Schnittpunkten, unseren Lebenskreisläufen. Auge in Auge mit dem Betrachter bespricht sie sich und folgt ihrer inneren Bewegung, die Schichtungen entstehen lässt. Bald zieht sie die innere, bald die äußere Welt an. In der Zuordnung werden Zusammenhänge erlebbar, die diese Bilder zu Zufluchtsorten der Phantasie, der Träume, der Erinnerung machen – Monat für Monat, im Wechsel der Jahreszeiten. Wer erinnert sich nicht an die Schattenspiele aus Kinderzeiten und daran, wie beglückend das Erkennen von Formen, von Zeichen war, die man mit Wahrnehmungen aus dem Alltag in Verbindung bringen konnte. Etwas Ähnliches passiert mit dem Betrachter, wenn er sich ohne Eile, die Monatsbilder anschaut. Dem Reichtum der Vorstellungswelt von EVELINE JAHN folgend, ist ihre Bildsprache präzis, sinnlich und immer phantasieanregend. Zeit ist dabei relativ. Innen, Außen, Oben, Unten, Hier, Heute, Morgen vermengen sich, verweben sich, lösen sich auf.
Und dieses Aufheben vermeintlicher Grenzen ist der Weg, der zum Wesentlichen führt… Sehnsucht nach Schönheit? Sehnsucht nach Nähe? Sehnsucht nach Stille? Sehnsucht nach einem Innehalten? Ja, das ästhetische Spiel mit Farben und Strukturen gibt dem Betrachter Nahrung für seine täglichen Träume. Ihre Sensibilität, die Kraft das Leben zu spüren mit allen seinen Unwägbarkeiten ist mitreißend. Alles kann auch mit Strukturen verwoben sein, ob gerakelt oder durch Seidenpapiercollagen entstanden, in denen die vier Elemente leben. Es blaut, und grünt und rötet sich, sprudelnd bewegt. Man findet sich in einer Mondnacht wieder, in verschwiegenen Parklandschaften oder am Wasser. Alle Werke erzählen ort- und zeitlos von Gegenden, an denen man Träume leben darf. Hier kann man loslassen, was bedrängt und zulassen, was mit Harmonie verbunden ist, das Urvertrauen zurück erlangen, für einen Augenblick, einen Wimpernschlag im Einklang mit dem Universum sein. Der unbestimmbare Zauber der Arbeiten wird durch das Festhalten des Fragmentarischen, das gerade zu entschweben scheint, oder sich im Zustand eigener Auflösung befindet, unterstrichen. EVELINE JAHN hat in ihrem Leben einige Abgründe durchmessen, die ihr den Atem nahmen. Der Umgang mit der Kunst lehrte sie, das Leben zu achten und den Sturmwind der Zeit gelassen zu betrachten, sich auf sich selbst zu konzentrieren, um ihre innere Mitte zu ringen, sich nicht zu verleugnen, ihre Liebe zu leben… Sie hat den Mut, an Schönheit zu glauben. Das macht sie unantastbar.
Die malerischen Niederschriften greifen Tagesstimmungen auf. Sie lauscht auf das innere Klingen der Welt und vereinfacht das Erlebte im Bild zu einem Gleichnis, das mit den Farben weiter lebt. Und wer sich ganz konzentriert, sich mit Hingabe dem Schauen, dem tatsächlichen Hin-Schauen verpflichtet fühlt, der wird bemerken, dass die Farbhäute mitunter einem Orakel gleichen, das jeder für sich selbst deuten kann. Es ist ihr ganz eigener Rhythmus, der sich in den Gärten der Phantasie einwurzelt und der uns fühlen lässt, was für eine mutige, sinnliche Frau EVELINE JAHN ist.
Karin Weber
Kommentarfunktion geschlossen