9. Mai - 21. Juni

Malerei und Zeichnung
GUDRUN TRENDAFILOV zeichnet die Suche nach der verborgenen oder sogar schon verlorenen Heimat und beschreibt das Wandern, das Irren, die einsamen Versprechen, die Abgründe und die Sehnsucht nach Erlösung. Sie zeichnet das Verlangen nach Harmonie und nach Verständigung. Sie ergibt sich ganz einfach dem Prozesshaften, dem Wandel, der auch mit der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zusammenhängt und lässt sich immer wieder mitreißen vom Strudel künstlerischer Inspirationen, die von einem Tuschfleck, einem Gedanken, einem tiefen Gefühl ausgehen können, immer wieder begeistert von der Kraft figürlicher Ereignisse auf den Bildträgern, die sich zu Gleichnissen verdichten.
Mitunter kann man sich sogar vorstellen, wie GUDRUN TRENDAFILOV selbst schmunzelnd vor den Papieren sitzt und beobachtet, was sich da an Kuriosem mit der Linie so ereignet und sich in Details verliebt – in eine Perlenkette beispielsweise, einen Ohrring oder eine Kirsche.
Eine gezeichnete Hand, ein ausdrucksstarkes Gesicht, die Drehung eines Körpers – all das sind Glaubensbekenntnisse und wenn die Künstlerin etwas Tiefes gefühlt hat im Leben, dann steht es dort manifest eingeschrieben.
Die Botschaft ist klar. Das Glück ist immer in der Nähe. Halt gibt das Ei, das es zu bewahren gilt, in der Hoffnung, dass es gut ist, was sich daraus entwickeln wird. Abschied oder zaghafte Berührung. Alles ist möglich. Und doch gilt es, um zu bestehen, die Balance zu halten. GUDRUN TRENDAFILOV weiß um des Lebens Auf und Ab und lehrt uns das Träumen. Von Zeit zu Zeit muss man eben innehalten, ansonsten kann man sich in der alltäglichen Rastlosigkeit verlieren.
Karin Weber
Information
GUDRUN TREDAFILOV „einander“
Malerei und Zeichnung
Eröffnung: Donnerstag, 8. Mai 2025, 19:30 Uhr
Ausstellungsdauer: 9. Mai bis 21. Juni 2025 (geschlossen am 29.5. und 7.6.)
Sonderveranstaltung
Lesung – mit der Schauspielerin Hannelore Koch am Sonnabend, 14. Juni 2025, 17:00 Uhr
Im Kabinett
INGE THIESS-BÖTTNER (1924-2001)
„Geometrie der Sinne“
2. Teil der Hommage zum 100. Geburtstag der Künstlerin
Am 25. November 2024 wäre die großartige Künstlerin INGE THIESS-BÖTTNER 100 Jahre alt geworden.
INGE THIESS-BÖTTNER beschenkt uns mit ihrer „Geometrie der Sinne“ und dies weit entfernt von romantischer Verschwommenheit oder dekorativer Willkür. Das beweist diese Ausstellung, die sich auf eine kostbare Auswahl von Unikaten konzentriert, Mischtechniken auf Papier und Leinwand, Linoldrucken in Variationen, Schablonendrucken, Scraper Boards und bemalten Keramiken. Wenn ein Punkt Bewegung und Linie wird, entstehen flächige und räumliche Energien, Harmonien und Disharmonien, die vom Betrachter Besitz ergreifen und wenn Licht mit ins Spiel kommt Farbklänge und Klangfarben, die einer inneren Gesetzmäßigkeit folgen, sich im Raum ausbreiten zu einer Symphonie oder verstummen, wenn das Herz noch nicht bereit ist, mitzuschwingen. Sie hatte Mut zur Kunst ganz eigener Klangfarben und war stark genug, die Folgen zu tragen, war fähig vom Leben zu lernen, das aus Not und Sorgen, Arbeit und Enttäuschung, Schönheit und Konzentration, Widerspruch und Zerwürfnis, Liebe und freudiger Zuversicht wie heiterem Wissen bestand – und sie war fähig für das Leben zu wirken. Beeindruckend war ihre Experimentierfreudigkeit, ihr nie versiegender Drang, sich auszuprobieren, was von einer unbändigen inneren Kraft und Zielstrebigkeit zeugt.
Sie, die als wohlbehütetes Kind einer gutbürgerlichen Familie aus ihrem festgefügten Umfeld früh auszubrechen versuchte, malte sich als Kind in Gedanken Höhenflüge einer Zirkuskarriere aus. Später setzte INGE THIESS-BÖTTNER diesen Entschluß in die Tat um, als sie sich dafür entschied, akademisch ausgebildete Malerin zu werden. Ihr Weg führte sie über künstlerische Bekanntschaften mit Etha Richter, Max Schwimmer und Ernst Hassebrauk an die Dresdner Kunstakademie.
Nach dem Krieg nahm sie an der Enttrümmerung dieser Bildungseinrichtung teil, um die Legitimation für eine Fortführung des Studiums zu erhalten, das sie bei Wilhelm Lachnit abschloß, allerdings mit dem Makel der Etikettierung als Formalistin. Was sie von Lachnit über den Umgang mit der reinen Form lernen konnte, prägte sie nachhaltig. Die Virtuosität im Umgang mit geometrischen Formen – Kreisen und Halbkreisen, Trapezen und Dreiecken, Elipsen, Quadraten und Rechtecken, Linien und Flächen -, die Musikalität im Zusammenspiel der einzelnen Elemente verführte INGE THIESS-BÖTTNER nicht zu einer Gleichförmigkeit des Ausdrucks oder Gleichwertigkeit der Form.
Sie war ein kreativ-schöpferischer Mensch. Immer auf der Suche nach adäquaten Ausdrucksmitteln für „die Balance der Gefühle“, die sie im Leben wie in der Kunst anzustreben suchte, um Musik für die Augen sichtbar zu machen. Im Ergebnis dessen drang sie zu einer formalen Reduktion vor – und dies ohne mathematisches Kalkül -, die sich in einer brilliant zelebrierten, intensiv leuchtenden Farbkultur in den letzten zehn Lebensjahren entlud.
Karin Weber