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3. Mai 2019 - 1. Juni 2019
Am 2. Mai 2019 eröffnet Galerie Mitte die Soloausstellung “The world, the flesh, the devil and the soul” mit den Arbeiten von Oxana Sunnyday (ehemals Oxana Jad). In der Ausstellung sind mehrere Arbeiten der Künstlerin zu sehen, die seit 2015 entstanden sind.
Während des Aufenthalts in Taiwan 2015 war Oxana neuen prägenden Eindrücken ausgesetzt. Die Reise nach Asien führte zu der grundlegenden Änderung ihrer künstlerischen Sprache. Starke leuchtende Farben dominieren nun die neuen Arbeitsserien der Künstlerin. “Das, was für Van Gogh Frankreich war, ist für mich Taiwan gewesen”,- sagt Oxana,- “Farben, Spirit, Energie des Asiens – das alles versuche ich in meinen neuen Arbeiten wiederzugeben.”
Die seit 2015 an unterschiedlichen Orten entstandenen Werke zeigen Aufnahmen des Augenblicks, in denen alles miteinander vermischt und verwickelt ist: Spuren der vergangenen Epochen, Traditionen, Zeichen der modernen Zeit, alte und neue Ikonen.
Formen lösen sich auf und bilden in einem Wirbel der Elemente das Ganze. In den Bildern, die die Schnelllebigkeit unserer Welt und gleichzeitig die Ewigkeit
festhalten, findet alles ihren Platz: das Neue und das Alte, die Heiligen und die Sünder, die Seele und ihre Antipoden – the world, the flesh, the devil and the soul.
Information:
Die Eröffnung der Ausstellung “The worl, the flash, the devil and the soul” (Vernissage) findet am 2. Mai 2019, um 19.30 Uhr in der Galerie Mitte statt. Die Ausstellung ist dann anschließend vom 3. Mai – 1. Juni 2019 zu sehen.
Sonderveranstaltung:
Im Kabinett sind Arbeiten von Steffen Woywode aus Erfurt/Thüringen zu sehen.
Rede zur Ausstellungseröffnung:
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Die Seele unseres Universums wird geprägt von ikarischen Höhenflügen und apokalyptischen Abgründen. Diese Dualismen thematisiert Oxana Sunnyday.
Wirklichkeit, Zeitlichkeit, Traum und Poesie verbinden sich mit dem unbestechlichen Blick für Zwischentöne in der gläsernen Stille der inszenierten Fotoarbeiten von Oxana Sunnyday. Sie spielt einschmeichelnd mit der visuellen Neugier des Betrachters und irritiert ihn mit der Dekadenz von Zuordnungen, mit dem Spiel optischer Attraktionen, und überwältigt mit rauschhafter Schönheit.
Alles ist ein Spiel mit Anspielungen, Bedeutungen und Werteverschiebungen. Das, was sich auf dem ersten Blick als geheimnisvoll schön darstellt, erweist sich dann als irritierend abgründig.
Die Arbeiten laden zum Meditieren über Raum, Zeit und Ewigkeit, auch über die Melancholie einer gewissen Vergeblichkeit, die Endlichkeit im Sinn, ein. Den Augenblick solange auszukosten, bis er zu einer über sich selbst hinausweisenden Wahrheit wird, das ist die Kunst der Fotografin. Das ist die Poesie von Oxana Sunnyday, die verstörende Gleichnisse liebt.
Sie ist dem Zeitgeist des 21. Jahrhundert auf der Spur, diesem postmodernen Lebensgefühl, in dem sich alles was war, was ist und was sein wird überlagert und vernetzt.
Die Werke erfassen in ihrer romantischen Stille, in ihrer Schönheit, die Schnelllebigkeit unserer Zeit, auch eine entmenschlichte, heroische Distanz, Kälte, Einsamkeit, eine unausgesprochene Sehnsucht nach dem Paradies. So viel Traurigkeit sieht man in den Augen der Kinder, Verlassenheit, ein Ausgesetzsein, Traurigkeit, die in Aggressivität mündet, in Traumwelten, in die Sehnsucht nach Nähe.
Auf ihren zahlreichen Reisen begegneten ihr auch geheimnisvolle, wolken- und nebelverhangenen Landschaften, die sie fotografierte und in ihre Kompositionen montierte.
Oxana Sunnyday ist eine sympathische Weltbürgerin.
1976 in Rußland geboren, studierte sie sowohl an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und wurde nach dem Diplom Meisterschülerin. Es schloss sich ein zweijähriges Studium der Fotografie bei den Professorinnen Tina Bara und Alba D’Urbano in Leipzig an. Sie lebte in Madeira und New York. Derzeit pendelt sie zwischen Düsseldorf und Amsterdam. 2009 erhielt sie den Sachsen_Art Preis für junge Kunst auf dem Gebiet der künstlerischen Fotografie.
Die Preisträgerausstellung fand 2010 in der Galerie Mitte statt.
Andere Stipendien schlossen sich an, in Moskau und Taiwan.
Mit ihren farbigen, surreal märchenhaften, fotografischen Inszenierungen bleibt sie immer unserem Zeitgefühl auf der Spur bleibt, mitunter zeigt die Uhr sieben Minuten vor 12, mit persönlichen Mythen, subversivem Pathos und Anleihen an Kitsch und Kunstgeschichte.
In unserer Gegenwart der Globalisierung und Medialisierung des alltäglichen Daseins, der alles bestimmenden Konsumkultur, stellt sie Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach eigener Identität. Sie imaginiert Vergangenheit und Zukunft, um die Gegenwart zu bewältigen und sich selbst zu positionieren. Mit kritischem, leicht ironischem Unterton setzt sie sich mit dem Wunschbild einer alterslosen Gesellschaft auseinander, in dem der Tod ausgegrenzt bleibt. Es handelt sich um Traumwelten von Menschen, die dem problembeladenen Stadtraum entfliehen wollen. Das ist eine Ernst zu nehmende Herangehensweise, die nachdenklich stimmt.
Oxana Sunnyday erzählt Geschichten, die rätselhaft bleiben und genügend Spielraum für den Betrachter beinhalten, sich selbst und seine eigene Geschichte zu finden.
Ein Aufenthalt in Taiwan im Jahr 2015 wurde für sie prägend. Starke leuchtende Farben dominieren die neuen Arbeitsserien. „Das, was für van Gogh Frankreich war, ist für mich Taiwan gewesen“, sagte Oxana Sunnyday. „Farben, Spirit, Energie von Asien – das alles versuche ich in meinen neuen Arbeiten wiederzugeben.“. Die seit dieser Zeit an verschiedenen Orten entstandenen Werke zeigen kaleidoskopartig Aufnahmen einer Erlebnissekunde, in der alles miteinander verwoben ist: Spuren vergangener Epochen, Traditionen, Zeichen der modernen Zeit, alte und neue Ikonen. Formen lösen sich auf und bilden in einem Wirbel der Elemente ein Ganzes. Manches erinnert an gesprühte Sgraffitis.
In den Bildern sind die Schnelllebigkeit unserer Zeit und die Ewigkeit festgehalten, findet alles seinen Platz, das Neue und das Alte, die Heiligen und die Sünder, die Seele und ihre Antipoden – the world, the flesh, the devil and the soul.
Für die aktuelle Serie „Intervention“ benutzt Oxana Sunnyday für ihre Fotocollagen Kunstwerke europäischer Malerei als Folie für ihre Auseinandersetzung mit zeitbezogenen aktuellen Themen. In Vanitasstilleben aus dem 17. Jahrhundert, die der Vergänglichkeit der irdischen Weltordnung, die Unvergänglichkeit der himmlischen Weltordnung gegenüberstellen, integriert sie Elemente, die auf unsere Gegenwart verweisen, wie beispielsweise eine Kalaschnikow, eine moderne Schnellfeuerwaffe, Symbol für Krieg, Tod, Unterwerfung und die Selbstüberschätzung des Menschen mit Gewalt zu beherrschen wen auch immer.
Oxana Jad ist eine Lichtmalerin besonderer Güte, was besonders in der Serie der Fotoarbeiten aus Kuba zum Ausdruck kommt.
Im Kabinett sind Arbeiten von Steffen Woywode (Jg. 1980) aus Erfurt zu sehen. Er selbst bezeichnet seine Kunstrichtung als digitale abstrakte Kunst, die neben digitaler abstrakter Malerei auch digitale Collagen und digitale Skulpturen umfasst. Er beschäftigt sich mit gesellschaftskritischen und metaphorischen Themen.
Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: „Mit meiner Kunst möchte ich vor allem menschliche und natürliche Vielfalt und Toleranz vermitteln, die ich durch Abstraktion versuche widerzuspiegeln um damit neue Realitäten und ungewohnte Blickwinkel und Atmosphären zu schaffen. Einen besonderen Fokus bildet die Inszenierung von intensiven Farben und geometrischen bzw. organischen Formen und Flächen, die zum einen Dynamik und Lebendigkeit und zum anderen Provokation und Ausdruckskraft verkörpern.“ Das Pendel der Bildschöpfung schlägt zwischen popartigen Reminiszenzen und surrealer Mysthik. Auch er arbeitet wie Oxana Sunnyday mit Zitaten aus der Kunst- und Zeitgeschichte.
Karin Weber