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7. Februar 2020 - 14. März 2020
Malerei / Grafik / Plastik
Michael Klose (Jg. 1963) ist ganz Malerpoet, der in seinen Bildthemen: Brücken, Seerosen, Seestücke, Wald und Berge, den Augenblick, das Wandelbare von Licht und Schatten festhält. In der Ausstellung „Im Wald und auf der Heide…“ gesellt Michael Klose Arbeiten seines Künstlerfreundes Jürgen Cominotto (Jg. 1952) hinzu, sinnliche plastische Werke aus Terrakottaton geformt, gebrannt, …
… bemalt, ganz der menschlichen Figur verpflichtet, mit Köpfen als Kern, auf denen oder in denen sich figürliche Szenerien abspielen, voller Phantasie und sinnlicher Freude. Im Kabinett zeigt Manuela Neumann ganz auf die zeichnerische Linie konzentrierte Figurationen, die metaphorisch in Haltung und formaler Ausprägung Lebenssituationen widerspiegeln.
Information:
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 6. Februar 2020, um 19.30 Uhr statt.
Ausstellungsdauer: 07.02. – 14.03.2020
Im Kabinett:
Manuela Neumann “Faszination der Linie”, Miniatur-Zeichnungen
Rede zur Ausstellungseröffnung:
“Meine sehr verehrten Damen und Herren,
willkommen in einer Ausstellung, die sich als wahrhaftigerZufluchtsort in unserer Gegenwart behauptet, in der so vieles aus der Mitte gerückt zu sein scheint. Man liest den Ausstellungstitel, schmunzelt und beginnt unverhofft das deutsche Volkslied von 1816 zu summen „Im Wald und auf der Heide, da such ich meine Freude…“
Michael Klose (Jg. 1963), ganz Malerpoet, der in seinen Bildthemen: Brücken, Seerosen, Seestücke, Wald und Berge, das Wandelbare von Licht und Schatten festhält, hat sich seinen Künstlerfreund Jürgen Cominotto (Jg. 1952) hinzugesellt. Dessen sinnlich plastische Werke aus Ton geformt, gebrannt, bemalt, sind ganz der menschlichen Figur verpflichtet. Köpfe sind der Kern, auf denen oder in denen sich phantasievolle figürliche Szenerien abspielen.
Michael Klose ist bekennender Romantiker in einer Zeit, in der alles nach Entschleunigung lechzt. Man spürt eine stille Andacht angesichts der Bilder des Malers, der mit der Erde verwurzelt ist und doch seine Sehnsucht in den Himmel treiben lässt. Kennengelernt habe ich ihn 1999, anlässlich einer Ausstellung mit dem Titel: Von der Magie der Roten Wälder, die ich in der Kulturetage in Prohlis eröffnen durfte. Nun ist er endlich in der Galerie Mitte angekommen.
Der Wald ist sein ältestes Motiv. Täglich fuhr er durch die Dresdner Heide in sein Architekturbüro. So ist er mit dem Wald eng verbunden. Wenn er Bäume malt, wenn er den Wald malt, so ist es nicht das Abbild des Waldes, es ist keine romantische Landschaft, sondern ähnlich wie beim Blauen Wunder, versucht er das faszinierende Augenerlebnis festzuhalten. Michael Klose malt stille Bilder, lautlos, wie in Trance, wie in einem schwebenden Zustand gehalten. Es ist eine Zwischenwelt, die uns lockt, den nebulösen Fata Morganen zu folgen, um uns neu zu entdecken. Er bezeichnete sich mir gegenüber 2017 als zutiefst religiösen Menschen. Ich denke mir im Sinne des Pantheismus von Spinoza. Irgendwann bemächtigte sich seiner die Farbe Blau. Es ist die Farbe des Himmels und der Transzendenz, der Unendlichkeit und der Ewigkeit, des Vertrauens, der Harmonie und der Träume, es ist die Farbe der Romantik, die Novalis mit der blauen Blume beschrieben hat.
Michael Klose handhabt die Farbe so, dass der Bildgegenstand aus dem Bildgrund wie durch eine Nebelwand hindurchscheint. Es ist ein Zustand des noch nicht und nicht mehr, den Klose beschreibt, der die Phantasie des Betrachters ins Unendliche schweifen lässt. Berauscht von der Naturbetrachtung, entdeckte er für sich die Pleinair-Malerei neu. Mit Malkoffer und Staffelei ausgestattet, setzt er sich der Natur aus. Der einzige Unterschied zu den Romantikern besteht darin, dass er sich nicht beschwerliche Fußmärsche auferlegt, sondern in die Nähe des Wunschortes auf einen Parkplatz fährt.
Er bezeichnete sich mir gegenüber als Wiederholungsmaler, der davon überzeugt ist, dass mit der Wiederholung eine künstlerische Steigerung verbunden ist. Er ist fasziniert von den atmosphärischen Stimmungen, dem Licht, den wechselnden Witterungsbedingungen und der Wiedergabe dieses intensiven Augenblicks einer vollkommenen sinnlichen Verschmelzung mit dem Gesehenen. Im Atelier wird kaum etwas verändert. Es ist als Betrachter ein Genuss, dem Pinselstrich zu folgen, der sich nicht an naturalistischen Details festhält, sondern der Gesamtheit Ausdruck verleiht.
1963 geboren, beobachtete er mit 14 Jahren im sowjetischen Leningrad in einem Park einen Maler vor der Staffelei. Er war derart fasziniert von der Erscheinung, dass er es sich vornahm, es ihm gleichzutun. Er besuchte den Pionierzirkel der Staatlichen Kunstsammlungen und erlernte das theoretische Rüstzeug und malte und druckte. Die Eltern rieten ihm jedoch von einem Studium der Bildenden Kunst ab.
Er wählte dann zwischen einem Studium der Gemälderestaurierung und der Architektur und wurde Architekt. Seit 15 Jahren arbeitet er an Bildern und Aquarellen in seinem Atelier in der Schokofabrik in Dresden-Johannstadt. Sein Architektendasein hat er an den Nagel gehängt, um sich mit Hingabe ausschließlich der Malerei zu widmen. Aus der täglichen Begegnung mit der Stadt rühren die Bilder vom Elbtal, vom Blauen Wunder, der Kuppel des Lipsius-Baus , der Yenidze, der DampfSchiffe auf der Elbe. Seit 2003weilt Michael Klose jährlich in Südtirol. Seidem hat er sich immer wieder mit dem Laaser-Gletscher befasst, hat den Rückzug der Gletscherzungen malerisch dokumentiert. Es ist nicht zu leugnen, dass sich Michael Klose intensiv mit dem Schaffen von Monet beschäftigt hat. Er weilte auch in Giverny, in dessen berühmten Garten. Aber darüber hinaus war er dreimal im Urlaub auf einem Hausboot an der Müritz und malte und zeichnete Seerosen, das Wasser. Michael Klose lässt sich berühren von entdeckten, ja erlebten Formen, die so anders daherkommen im Ausschnitt als der traditionelle Blick es erlaubt und zeigt auf originäre Weise ein verinnerlichtes Naturerlebnis.
Jürgen Cominotto, 1952 in Bremen geboren, studierte Bildhauerei an der HKM in Bremen bei Waldemar Otto, der sich der figurativen Arbeitsweise verschrieben hatte, was im westlichen Teil Deutschlands in den 70er Jahren ein Novum war, da alle nach Abstraktion lechzten. Während des Studiums wurde er erstmals mit dem Grundstoff Ton konfrontiert, der später zu seinem eigentlichen Werkstoff werden sollte. Für ihn war es wichtig, schnell zu einem Ergebnis zu kommen. Das Material zwingt in eine gewisse Form, die dem Künstler auch eine Beschränkung auferlegt, die mit dem Trocknungsprozess des Materials zusammenhängt.
1994 folgte er dem Ruf als Kunsttherapeut an die VAMED Klinik im Schloss Pulsnitz. Er lebt und arbeitet seit vielen Jahren mit seiner Familie in Ohorn. Die menschliche Figur und die menschliche Seele verschmelzen mit dem Werkstoff Ton, mit dem er Metaphorisches und Mythologisches ausformt: spannend, witzig und universell. So gibt es immer eine Verbindung zwischen dem Menschen, der Natur und seiner Geschichte. Die Plastiken werden von Hand aufgebaut, glasiert und bemalt und im Berennofen bis zub 1.140 Grad gebrannt. Es sind demzufolge alles Unikate. Formal liegt im das Konvexe, die runde Form, das Weibliche, das Werden, der Kreis, der Anfang und Ende in sich vereint, das Innen mit dem Außen. Vieles passiert im Kopf. Und damit wurde folgerichtig der Kopf das zentrale Motiv, in dem und auf dem sich vieles ereignen kann: Auf dem Kopf von Flora blüht es, Ikarus zerschellt am Kopf, Adam steht auf einem Kopf, Zeus als Stier verwandelt ergibt sich dem Kopf von Europa. Faszinierend sind die weiblichen Torsi, mit den atmenden Oberflächen, sinnlich, erotisch. Und wer ganz aufmerksam ist, der findet auch Erotisches in den Landschaften von Michael Klose.
Im Kabinett zeigt Manuela Neumann ganz auf die zeichnerische Linie konzentrierte Figurationen, die metaphorisch in Haltung und formaler Ausprägung Lebenssituationen widerspiegeln. Sie hat die Form gesehen und bleibt ihr auf der Spur. Einige Zentner Seesteine hat sie von der Ostsee nach Sachsen gebracht, um Figuren lebendig werden zu lassen. Sie schafft ihre Natur. Zeichnend hat sie sich die Welt erschlossen, den Alltag, ihre Träume und Sehnsüchte. Es war eine Sprache wider die Sprachlosigkeit. Und für dieses unbeschreibliche Glücksgefühl zu zeichnen brach sie den Klavierunterricht ab. Jede freie Minute zeichnete sie sich von der Seele, was anders nicht auszudrücken war.
Sie besuchte Förderklasse an der HfBK und später dann parrallel zu einer Apothekenfachlehre, die Abendschule. Sie wurde an der HfBK immatrikuliert, wechselte von der Malerei zur Plastik und diplomierte bei Prof. Heinze. Nach dem Studium kehrte sie zur Zeichnung, als spontanere Gefühlsäußerung zurück. Ihre Poesie integriert Geschichten vom Alltag, vom Werden und Vergehen, von Natur, von Wind und Sonne, von einem harmonischen Gleichgewicht in der Welt, das sie so ersehnt.
So vereinen sich in dieser Ausstellung die klassischen Techniken der Bildenden Kunst: Malerei, Zeichnung und Plastik mit den Träumen des Menschen von einem harmonischen Einklang mit der Natur.”
Karin Weber
6. Februar 2020