7. Februar - 22. März

Seidenstick / Collage / Plastik
ANNEROSE und FRITZ-PETER SCHULZE teilen nicht nur den Beruf und die Berufung miteinander, sondern auch den Alltag, in einem spannungsvollen Miteinander weiblicher und männlicher Sicht auf die Zeit, die gleichwohl, miteinander und füreinander genossen wird, in ihrem Refugium auf der Finsteren Gasse in Radebeul.
Sie sind in gegenseitiger Reibung aneinander gewachsen und als quasi Konkurrenten nicht zerbrochen.
Interessant sind sich ergebende Kontraste, Synthesen und ein mitunter spielerisches Miteinander.
FRITZ-PETER SCHULZE (Jg. 1936) hat unabhängig von öffentlichen Erwartungshaltungen, ein Werk erarbeitet, das Holzskulpturen, stereometrische Reliefs, Collagen und Künstlerbücher umfasst. Seine unverwechselbare Handschrift entwickelte er bereits in den 60er/70er Jahren. Die Beschäftigung mit dem Taoismus und dessen Maxime „im Diesseits das Jenseits zu erreichen“ sowie mit minimal-serieller Musik prägten sein Schaffen. FRITZ-PETER SCHULZE konzentriert sich auf einen streng reduzierten Formenkanon geometrischer Grundstrukturen, der seine Arbeiten unwillkürlich in die Nähe von Konstruktivismus, Minimal-Art und konkreter Kunst rückt. Er ist jedoch letztlich ein Grenzgänger zwischen den Stilen, ein Poet der puristischen Form, dessen Gestaltungsimpuls immer aus einer sinnlichen Zwiesprache mit dem Material hervorgeht, also kein Resultat von mathematischem Kalkül oder alleinig rational bestimmten Konzepten ist. Die Skulpturen und Collagen verweisen in ihrer geometrisch-zeichenhaften Verknappung mitunter auch auf menschliche Verhaltensweisen. So meditiert der Künstler – fasziniert von den Oberflächenreizen über den Sinn des Lebens, über Raum und Zeit, Licht und Finsternis, wobei fernöstliche Lebensweisheiten mit europäischer Lebenserfahrung verschmelzen.
Von Spielarten lyrischer Abstraktion, zu körperhaft archaischen Hieroglyphen, vom Strukturellen über das nuanciert Monochrome, bis zu figürlichen Archetypen reichen die gestalterischen Akzentuierungen auf den Bildträgern von ANNEROSE SCHULZE (Jg. 1947). Das Zeitmaß scheint hier außer Kraft gesetzt, denn es gewinnt das innere Maß an überwältigender Bedeutung, in den sprechenden Blättern, den Impressionen aus dem Reich der Mitte.
Manchmal schmiegt sich der Seidenfaden in einer Anwandlung von Zärtlichkeit an den Fluss der Formen, als ein Abglanz hoffnungsvoller Annäherung an den Sinn des Lebens.
Die Ästhetik eines Ornamentes, in der reinen Poesie von Formen, von Buchstaben aus einer fremden Welt, die wie eine Orakelstätte erscheint, um die Balance in dieser Welt der Unpässlichkeiten wieder zu gewinnen ist faszinierend. ANNEROSE SCHULZE zelebriert ein Fest der Sinne in der Materialität ihrer Arbeiten, in denen handgeschöpfte, grobe Papiere mit Pflanzenfasern versetzt, Büttenpapiere, mit Collagen, geprägten Strukturen, Seidengarnen eine beeindruckende harmonische Gesamtheit bilden. Die leicht glänzende Seidenfaser kontrastiert mit der porösen Oberfläche der Papiere. Licht und Schatten verfangen sich je nach Blickwinkel des Betrachters. Alles bleibt in Bewegung. In einem Statement formulierte ANNEROSE SCHULZE ihr Anliegen: „Zwischen A und O gibt es viele Zeichen…Schon allein die Schönheit eines Buchstabens inspiriert und wandelt sich zu einer neuen eigenständigen abstrakten Form. Das Spiel mit Symbol und Zeichen wird zum Bildinhalt und Sentenzen aus Texten finden eine neue künstlerische Ordnung.“
Information
ANNEROSE & FRITZ-PETER SCHULZE
„Im Zeitstrahl“
Seidenstick / Collage / Plastik
7. Februar bis 22 März 2025
Eröffnung am Donnerstag 6. Februar 2025, um 19.30 Uhr
Im Kabinett
CHRIS LÖHMANN
„In Arbeit – Freitaler Ansichten“
Zeichnung
In der Kabinettausstellung von CHRIS LÖHMANNS Blicken auf die Freitaler Landschafts- und Stadtbilder wird der Betrachter versucht sein sich zu fragen, was diese nun eigentlich wesentlich wirklich sind. Sind sie Innenansichten, Studien vom Menschenschlag des Tals am südwestlichen Rand Dresdens oder führen die Zusammenfügungen von assoziativ gesammelten Visuellen Elementen hinter die Dinge an sich? Richtet sich der Fokus von CHRIS LÖHMANNS Blick auf das Profane oder das Sakrale? Auf das diesseitige oder Jenseitige? Ist der Tumult in seinen Bildräumen als eine trotzerfüllte Ansage an die Macht unserer Tage zu lesen oder völlig apolitisch nach Innen gekehrt und bespricht Zeichen und Ideale auf einer Ebene jenseits unser Zeit. Sie sind eingeladen sich selbst ein Bild zu machen.