„Im Angesicht der aktuellen globalen Krise ist unsere Zeit zerrissen von Angst und Unsicherheit. In den Herzen der Menschen ist eine natürliche Leichtigkeit zerbrochen. Unser Vertrauen in die Zukunft hat ihre Unschuld verloren. Wir wissen jetzt, dass alles passieren kann, von einer Minute zur nächsten. Die tradi- tionellen Schutzstrukturen sind ins Wanken geraten. Und es zeigt sich, dass ihre Fundamente nicht aus Stein, sondern aus Sand errichtet waren. Wir sind plötzlich auf uns selbst zurückgeworfen. Politik, Religion und Ökonomie genauso wie die und der gesellschaftliche Zusammenhalt sind plötzlich unsicher. Zunächst mag es völlig naiv klingen, davon zu sprechen, dass es jetzt an der Zeit ist, unseren Sinn für Schönheit anzurufen und zu erwecken. Jedoch ist das genau der Anspruch… Warum? Weil wir uns nirgendwo hinwenden können und weil wir verzweifelt sind. Außerdem befinden wir uns in dieser umfassenden Krise, weil wir das Schöne so schrecklich vernachlässigt haben.“

Zitat von John O’Donohue „Divine Beauty“ aus dem Vorwort

Die Zeit stand für fast drei Monate still. Es war Frühling. Die Angst vor einer Krankheit, die keiner kannte, lähmte die Gesellschaft umfänglich. Es fuhren nahezu keine Autos auf den Straßen. Man hörte die Vögel im Stadtraum wieder zwitschern. Keine Flugzeuge hinterließen am Himmel Kondensstreifen. Die Luft war klar. Die Sonne schien. Die Natur erwachte. Es grünte überall. Man lebte wie in einer surreal anmutenden Zwischenwelt, hatte kaum noch persönliche Kontakte zu anderen Mitmenschen. Der vermeintliche Schutzraum Wohnung wurde nur noch, wenn es unbedingt notwendig war, verlassen. Und man vermisste auf einmal so Vieles: Zwischenmenschliche Begegnungen, Berührungen, den Besuch von Ausstellungen und Konzerten, von Theater- und Kinoveranstaltungen. Nur mit sich selbst beschäftigt, konnte man sich in keiner Weise mehr entweichen.

Auszug aus dem Vorwort von Karin Weber