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27. Oktober 2023 - 2. Dezember 2023
Dorian oder das Bildnis des Basil Hallward
An seinem 13ten Geburtstag wurde OSKAR STAUDINGER von seiner Mutter “Das Bildnis des Dorian Gray” in einer Hörbuch-Fassung, gelesen von Gert Westphal, geschenkt. Seit dieser Zeit konnte er sich nicht mehr von diesem Meisterwerk lösen. OSKAR kaufte sich im Laufe der Jahre die englische Originalfassung als Nachdruck und die ebenfalls englische Hörbuchfassung. Da er beim Zeichnen nicht zum selber Lesen kommt, hat er das Hörbuch in beiden Sprachen in Dauerschleife gehört und teilt seine Atelierzeit seither in Dorianlängen ein. „The Studio was filled with the rich odour of roses.” („Das Atelier war erfüllt vom üppigen Duft der Rosen.”) – so beginnt Oscar Wildes einziger Roman. Das Atelier ist Basil Hallwards Atelier und gemalt wird das Bildnis des Dorian Gray.
Allerdings soll es in der Ausstellung nicht um das übliche, viel zu oft wiederholte „Das Bild altert, während der ewig junge Protagonist unbelastet neue Sünden begehen kann“ – Thema gehen, sondern es wird ein Blick geworfen in die Bildermappe Basil Hallwards.
Seine antikisierenden Gemäldestudien, erotischen Skizzen, die homoerotische Obsession mit Dorian Gray und seine religiösen Anwandlungen. Der Roman mit dem viel zitierten, auch auf Kunst anwendbaren Satz „Es gibt kein Moralisches oder unmoralisches Buch, Bücher sind entweder gut oder schlecht geschrieben“, wurde zum Gegenstand des Unzuchtprozess gegen Oscar Wilde. Er löste kurz nach Erscheinen einen Skandal aus und gilt bis heute als Klassiker des späten 19. Jahrhunderts.
OSKAR STAUDINGER entwirft eine Ausstellung der Hallward-Studien. Keine Illustrationen sollten es werden sondern von Buchzeilen angestoßene Stimmungsbilder. Wie würde der Nachlass Basils, der im November 1891 unter mysteriösen Umständen verschwand, aussehen? Stimmungsbilder die aus dem Kopf eines Künstlers stammen und dem anderen in die Bildermappe gelegt wurden. Der Lieblingsroman von OSKAR STAUDINGER wird zu einem Geschichtsbuch und die Fiktion zu einer Realität ganz im Sinne des Gesamtkunstwerks.
Klaus Kiesekamp
Information
OSKAR STAUDINGER
“Dorian oder das Bildnis des Basil Hallward”
Zeichnungen
Eröffnung: 26.10.2023, um 19.30 Uhr
Ausstellungsdauer: 27.10. – 2.12.2023
Im Kabinett
KARL HEINZ RICHTER
„Rosie und ihre Schwestern“
Plastische Arbeiten und Zeichnungen
Biografisches
KARL HEINZ RICHTER, Jahrgang 1946, lebt und arbeitet in Chemnitz als Bildhauer. Vorher Lehre als Porzellanformer, Lehrerstudium, Arbeit als Lehrer an verschiedenen Schulen. Seit 1988 freischaffend als Bildhauer tätig. Mitglied im Verband Bildender Künstler.
„Endlich mal einer, der wirklich und tatsächlich „in die vollen“ geht, wie sich das eigentlich für alle Bildhauer gehören würde. Welch eine Wohltat fürs Gemüt – jedenfalls für eins, wie das meine! Spaghettiplastiken und sonstige ins Dreidimensionale geschwindelte Zeichnungen kann ich nun mal kaum ertragen. Ich verlange kategorisch das Pralle, wenn es um Plastik geht. Die Rede ist vom Chemnitzer Bildhauer KARL HEINZ RICHTER. Dessen sitzende Damen sitzen – endlich mal – wirklich auf ihren von einer verschwenderischen Natur breit ausgestatteten Ärschen.
Die wollen nicht auf den Laufsteg, wollen keine Aerobic und keinen Bauchtanz, die wollen nicht über Laufstege wandeln unter Jupiterlampen herumstaksen. Die wollen Torte! Holländisch-Kirsch, Sachertorte und Pralinen natürlich auch. Nicht die simplen, die wie toter Frisör schmecken, sondern die feinen Sahnemokka und Buttertrüffel aus der Schweiz.
RICHTERS Männer kann man mit Fug und Recht „gestandene Mannsbilder“ nennen. Sie sind gewichtig und stabil auf den Füßen, keine Hänflinge. Sie haben Rundschädel und sind halslos wie Franz Josef Strauß es war. Mit Attachäköfferchen und Handys kann man sie sich auch nicht vorstellen, auch nicht beim Joggen oder sonstigem sportlichen Unfug, nicht mal beim Balzen. Aber angesichts dieser ausladenden Weibsbilder und der schwergewichtigen Kerle kann man sich wieder den lieben Gott vorstellen, wie er sich abmüht, um aus einem Lehmkloß ein plastisches Selbstporträt zu erschaffen.“
Lothar-Günther Buchheim,
Auszug aus MAGAZIN 11/94